„Wie berührbar bist Du eigentlich?“ Eine Frage, die mir häufig gestellt wird. Verständlich, unterscheidet man heutzutage im professionellen BDSM schließlich grob zwischen „berührbaren“ und „nicht berührbaren“ Frauen*, zwischen Dominas und Bizarrladies. Meiner Erfahrung nach handelt es sich hierbei jedoch weniger um ein binäres System, sondern um ein Spektrum. Am einen Ende befinden sich diejenigen, die gar keine Berührung in ihr Spiel integrieren möchten, wenig Haut zeigen und eher distanziert und unnahbar sind. Am anderen Ende stehen jene, welche Geschlechtsverkehr anbieten und ihre Persona stark auf Erotik ausrichten.
Wo genau befinde ich mich auf diesem Spektrum? Wie möchte ich mich bezüglich Berührbarkeit positionieren und was konkret anbieten? Ich empfinde die Frage als umfangreich und nicht ganz einfach zu beantworten.
Als ich vor 6 Jahren angefangen habe, auch in professionellem Rahmen BDSM zu praktizieren, gehörte ich noch deutlich zu den nicht berührbaren Dominas. Ich duldetet keine Berührungen und wollte keinen Körperkontakt, meinen Spielpartnern blieb ich auf der physischen Ebene verhältnismäßig fern. Zwar habe ich gerne mit meinen körperlichen Reizen gespielt, doch blieb ich stets bekleidet und zeigte wenig Haut. Mich inspirierten damals vor allem die Bilder und Vorstellungen klassischer Dominas, die sich in meinem Kopf breit gemacht hatten.
Viele Jahre und Spiele später, hat sich mein Empfinden über meinen Körper im Kontext von professionellem BDSM stark gewandelt. Ich schätze heute umso mehr das Spiel von Nähe und Distanz und begreife meinen Körper in vielerlei Hinsicht als ein Werkzeug, das ich gerne ebenso virtuos einsetzen möchte wie meine Peitschen. Ich genieße es, Personen zu halten, festzuhalten, zu packen, zu greifen, an mich zu pressen, ihnen nahe zu kommen, sie zu beißen, zu umschlingen, mit meinem ganzen Körper zu bedecken. Ich setze meinen Körper gleichermaßen ein, um Intimität herzustellen oder zu Ausübung von Macht. Ich komme gerne nah und lasse wieder fallen, treibe deine Erregung bis an die Spitze und lasse Dich genüsslich zappeln und um mehr betteln. Ich setze meinen Körper hierbei aus der Nähe ein – und aus der Distanz. Ich liebe es, Dich zu fixieren und vor Dir zu tanzen, mich zu entkleiden und Dich dabei auszulachen, weil ich sehen kann, wie gerne Du mir nah wärst – ich bleibe Dir jedoch fern. Nackt und in voller Pracht räkel ich mich vor deinen Augen und präsentiere Dir mit sadistischer Freude die Frucht, von der Du niemals kosten wirst…
Mit wem kann und will ich körperliche Nähe teilen? Was brauche ich für diese Form von Spiel? Die Antwortet lautet: Chemie, einen guten Flow und die entsprechende Tagesform. Wenn mir eine Person sympathisch ist und wir im Spiel gut miteinander harmonieren, lasse ich mich gerne von mir selbst überraschen, wie körperlich intensiv ich in eine Spielsituation hineingehen mag. Dies ist jedoch kein Versprechen. Man kann diese Körperlichkeit nicht bei mir buchen. Ich werde sie jedoch gerne mit Dir teilen, wenn Du mir im Spiel respektvoll begegnest, wir gut miteinander schwingen und ich am Tag unseres Spiels in der Stimmung für ein körperliches Miteinander bin. Dies ist bei mir zeitweise stark abhängig von der Tagesform. Und: Je länger ich einen Menschen kenne und umso mehr wir schon miteinander geteilt haben, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass ich Lust auf körperbetonte Spielformen bekomme.
Da ich noch lange nicht am Ende meiner Reise angekommen bin und es noch viel zu entdecken gibt, beobachte ich gespannt, wie sich mein Verhältnis zu Körperlichkeit in professionellen BDSM-Sessions weiterentwickelt. Ich habe das Gefühl, dass Lust am Körperkontakt für mich etwas sehr fluides ist und es Phasen geben mag, die von starkem Verlangen nach menschlicher Haut und körperlicher Intimität geprägt sind, ebenso wie Episoden, in denen es sich besser anfühlt, auf einem gewissen Sicherheitsabstand zu spielen. Ich möchte mich hierbei stets von meinem Bauchgefühl und dem, was sich gut und richtig anfühlt, leiten lassen.