Ich lege das sterile Besteck an seine Haut. Sanft bringe ich ihn in Kontakt mit dem Skalpell in meiner Hand. Ich mag es zärtlich zu sein, bevor ich ihn aufschneide. Erst die Liebe, dann der Schmerz. Wie ein blutiger Kuss im Rausch der Sinne. Ich erhöhe den Druck der Klinge auf seine Haut. Nicht zu sehr. Nur so stark, dass eine feine Linie auf der Haut sichtbar wird, wenn ich das Skalpell absetze. Dann dauert es einen Moment. Das Blut kommt nur langsam zum Vorschein, für die volle Entfaltung seiner Schönheit braucht es einen kurzen Moment der Geduld. Langsam, Tropfen um Tropfen. Rot, Saftig, Intensiv. Symbol für Leben und Sterben. Wunderschön.Sein Atem geht schneller. Mein Atem geht schneller. Fast synchron erregen wir uns aneinander, an dem Blut, an dem Schnitt, an der offen liegenden Wunde, der Verletztheit und diesem ganz besonderen Schmerz, wenn die Haut von einer Klinge entzwei geteilt wird.Schnitt um Schnitt schreibe ich ihm meinen Namen in sein Fleisch. In diesem Moment ist er ganz mein.
Ich stand schon immer auf Blut. Schon als Jugendliche war ich völlig fasziniert von meiner eigenen Menstruation, habe mit ihr gespielt, gemalt, mich besudelt. Habe mein Gesicht mit blutigen Kriegsbemalungen verziert oder mir rote Muster auf die Beine gemalt. Ich mag den Geschmack von Blut, seinen Duft und ich mag das volle Rot-Spektrum, in dem es auftreten kann. Später habe ich angefangen, meinen Partner in meine Menstruationsspiele miteinzubeziehen. Ich habe mich auf sein Gesicht gesetzt, um es später blutverschmiert zu bewundern, habe ihn bemalt und besudelt.Irgendwann lag der Gedanke nahe: Ich will nicht nur mein Blut kosten, sondern auch seines! Ich will ihm nah sein durch sein Blut, will ihm buchstäblich unter die Haut gehen, will ein wenig blutige Magie in unsere Beziehung bringen.Dann habe ich es getan. Ich nahm die Rasierklinge und zog sie einmal quer über seine Brust. Dann nochmal und nochmal. Am Ende stand eine wunderschöne, blutige Rune. Er trägt sie bis heute auf seiner Haut. Zumindest das war für die Ewigkeit.
Seitdem habe ich viel dazu gelernt, viele verschiedene Menschen aller Geschlechter aufgeschnitten und sie bluten sehen. Und noch immer ist da diese Magie. Diese irrsinnige Intimität, die entsteht, wenn ich eines anderen Menschen Haut zerschneide. Ich kenne nur wenige Wege, um einer Person so nahe zu kommen. Jedes Mal genieße ich dieses wahnsinnige Vertrauen, das sie mir entgegen bringt. Kriege fast eine Gänsehaut in Anbetracht der Größe dieses Statements. Cuttings sind für mich in Fleisch geschnittenes Vertrauen, ein Höchstmaß an Intimität und gerade deswegen vielleicht eine der erotischsten Spielformen, die ich kenne.